Das Projekt „Micaela Bastides“ wird seit 1997 in der Provinz Espinar im Verwaltungsbezirk Cusco in einer Höhe von 4.000 m ü.N.N. durchgeführt. Die Aktion Peruhilfe e.V. unterstützt dieses Projekt seit 2001, durch die gesamte Kostenübernahme des Ausbildungsprogramms (4.000-6.000 US$ jährlich). Die Provinz Espinar  besteht aus acht Distrikten, von denen fünf von extremer Armut gekennzeichnet sind.

Ziel des Projekts „Micaela Bastidas“ ist, die Aus- und Weiterbildung junger Frauen aus bäuerlichen Familien zu fördern. Die Teilnehmerinnen des Projektes nennen sich selbst „Micaelas“.
Seit 1997 haben 217 junge Frauen an dem Projekt teilgenommen. Im Jahr 2008 betrug die Teilnehmerzahl 23.
Jährlich werden die besten Schülerinnen ausgezeichnet und erhalten eine Prämie, 2007 beispielsweise drei Frauen für den Bau eines Gewächshauses.

Die Frauen beschäftigen sich hauptsächlich mit der Feldarbeit, der Aufsicht der Weidetiere, mit der häuslichen Pflege,  der Versorgung der Kinder und des Ehemannes, mit geringen Möglichkeiten zur eigenen Weiterbildung, sie sind sozusagen von der Gesellschaft ausgegrenzt.

Aus diesem Grund ist ein hoher Anteil der Frauen der Landbevölkerung Analphabeten, sie beherrschen auch nicht die Landessprache Spanisch, nur Quechua, die Eingeborenensprache. Bei der Entlohnung wird immer noch an manchen Orten nach dem Geschlecht unterschieden. In den öffentlichen Gesundheitsstationen werden Frauen schlecht behandelt, besonders auch durch Bevormundung und Zwang bei der „ Familienplanung “. Dank der Mitwirkung einiger sogenannten NGO’s und staatlicher Instanzen haben sie Gelegenheit erhalten, theoretische Kurse u.a. zu Themen wie Mißbrauch in der Familie und Menschenrechte zu belegen.

Die heutige Situation der Frauen, vor allem auf dem Land ist, dass sie in der Regel die Übergriffe ihrer Männer bzw. der Gesellschaft selbst abwehren können, in dem sie eine von verschiedenen staatlichen Anlaufstellen aufsuchen können. Das alles reicht jedoch nicht aus. Noch existiert für viele Frauen die Minderbewertung ihrer Person und ihrer Möglichkeiten in der Gesellschaft. Seit 1982 haben Frauen angefangen, sich systematisch zu organisieren. Es gibt Müttervereine und kirchliche Gruppen, die sich für die Frauen einsetzten.

Die staatlichen Hilfsprogramme z.B. die Aktion ‚El Vaso De Leche’ (Hilfe bei der Grundversorgung mit Lebensmitteln) können jedoch nicht von allen Frauen in Anspruch genommen werden, insbesondere von jungen Frauen ohne Kinder und Auszubildenden.Die Frauengruppe „Micaela Bastidas“ wendet sich in ihrem Programm vor allem an diese Zielgruppe.

Um Gleichberechtigung der Geschlechter in den Beziehungen und in der Beteiligung der Frauen in der Gesellschaft zu erreichen, werden geeignete Räume für Qualifizierungsmaßnahmen benötigt, die die Denkweise der neuen Generationen erneuern soll. Auf die jungen Frauen zu setzen bedeutet auf die Zukunft zu setzen.

Aus diesem Förderungsprojekt zur Qualifizierung junger Frauen heraus beabsichtigen wir, eigene Freiräume zur persönlichen Festigung und Mitwirkung in Bürger- und sozialen Einrichtungen zu schaffen.

Der Wille, selbständig unternehmerisch tätig zu werden, ist bei vielen Frauen vorhanden, aber die Gesellschaft unterstützt
sie dabei nicht oder verwehrt ihnen diese Ziele.

Bei der Entwicklung des Projekts der Frauengruppe Micaela Bastidas zur Ausbildung weiblicher Führungspersonen aus der
ländlichen Bevölkerung konnten wir feststellen, dass die Stärkung der Selbstachtung eine der meistgenannten Zielsetzungen
wurde. Wir halten diese in der Tat für die unverzichtbare Bedingung für ein erfolgreiches Wirken in der Gesellschaft und
in der Familie und unbedingt ebenso für die Entwicklung der Völker. Ohne Selbtsachtung werden Frauen weder in der eigenen
Familie noch in ihren Basisorganisationen Fortschritte erzielen.

Aus diesem Grund werden die Frauengruppe MB und die Pfarrei Santa Ana mit den Themen Selbstachtung, Führung fortsetzen und wünschen, dass die jungen Frauen sich ihrer Rechte und Pflichten bewusst werden, und ihre Persönlichkeit vor den Interessen der Behörden verteidigen.

Nach der erhaltenen Qualifizierung sollen die Frauen sich nicht darauf beschränken, reine Empfängerinnen von Regierungsplänen zu werden, sondern ihre erworbene Eigenverantwortung in ihrer Arbeit einbringen.

Im Jahresprogramm sind spezialisierte Kurse in Kunsthandwerk (Verarbeitung der Wolle und Felle, Arbeiten mit Ton usw.), Tierhaltung (Steigerung der Tierqualität, Aufzucht von Kleintieren, Herstellung und Vermarktung von Tierprodukten), Buchführung, Wirtschaft unter Berücksichtigung der Unternehmensperspektiven der Frauen der ländlichen Bevölkerung. Praktika festigen die eigene kulturelle Identität durch den Besuch der lokalen und regionalen archeologischen Monumente. Der Austauch dieser neuen Erfahrungen trägt dazu bei, die kollektive Selbstachtung in der Provinz zu steigern.

Diese Schule bietet, zentralisiert in der Stadt Yauri, allen Frauen der Distrikte der Provinz Espinar an, das Ausbildungsangebot zu nutzen mit dem Ziel, ihre persönlichen Erfahrungen auszutauschen.

Die Auswertung der Arbeit der vergangenen Jahre zeigt, daß es wichtig ist, weiterhin auf die Qualifizierung junger  Frauen zu setzen, um langfristig bedeutendere Ergebnisse zu erzielen. Viele Institutionen aus der Region haben angefangen, sich sehr für unsere Arbeit zu interessieren. Die Schule „Micaela Bastides“ bietet den jungen Frauen einen Lernraum unter Gleichgesinnten.

Nach einjähriger Teilnahme an der Qualifizierungsmaßnahme sind die Teilnehmerinnen mit Leichtigkeit in der Lage, sich in Arbeits- oder Qualifizierungsprojekten zusammen mit jungen Männern zu integrieren. Sie sind selbstsicher geworden und ihre Dialogfähigkeit hat sich der der jungen Männer angeglichen.

Für das Jahr 2008 und die folgenden ist beabsichtigt, die Ausbildung für organisierte Fertigung zu verstärken mit dem Ziel, wettbewerbfähige Mikrounternehmen für den lokalen und internationalen Markt zu gründen. Weibliche Führungskräfte sollen in ihren Pfarreien, Gemeinden und Organisationen usw. selbst auszubilden.

2007: Beginn der Zusammenarbeit mit der Pfarrei St. Anna in deren Räumen
2008: Fortsetzung des Ausbildungsprogramms, Kurse für Ex-Micaelas um ihre Ausbildung zu vertiefen
2007-2010: die Arbeit mit der Pfarrei Santa Ana fortsetzen.

Außerdem sollte die Einheit der Frauen aus Espinar konsolidiert und ihre Fortbildung vorangetrieben werden. Ebenso sollte man nach wirtschaftlichen Projekten Ausschau halten, die Unabhängigkeit von den Sozialplänen der Regierung verschaffen, die aus den Frauen reine Nahrungsmittelempfängerinnen machen und abhängig von der gerade amtierenden Regierung oder privaten Unternehmen bleiben.